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Beitrag vom 13.09.2018
Neunter Gender Datenreport im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am 5.9.2018 erschienen
AVIVA-Redaktion
Der Gender Datenreport liefert jährlich aktualisierte, geschlechterdifferenzierte Daten zu den wichtigsten Bereichen der Gesellschaft. Untersucht wurden die Felder "Bildung und Ausbildung", "Erwerbsleben und Einkommen", Demografie und Lebensformen", "Gesundheit", "Gewalt gegen Frauen" und "Politische Partizipation". Die Ergebnisse: gewohnt wenig überraschend. Gerechtigkeitslücken unter anderem: Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen verdienten durchschnittlich 2.780 Euro brutto im Monat. das sind 19,6 Prozent weniger als Männer mit 3.457 Euro
Wo steht Berlin auf dem Weg zur Gleichstellung?
Ob im Abgeordnetenhaus, an Hochschulen oder in Krankenhäusern – Frauen sind in Führungspositionen in Berlin nach wie vor unterrepräsentiert. Dies geht aus dem neunten Gender Datenreport für Berlin hervor, den die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung gemeinsam mit dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg vorgelegt hat. Der Bericht bereitet Daten zu Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Lebensunterhalt, Gesundheit und politischer Partizipation geschlechterdifferenziert auf und basiert auf den Zahlen des Jahres 2016. Herausgeberin ist die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.
Dazu erklärt Gleichstellungssenatorin Dilek Kolat: "Der neunte Gender Datenreport zeigt, dass es in unserer Stadt viele Erfolge, aber auch noch Baustellen auf dem Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern gibt. Erstmals wird Berlin zwar im Senat mehrheitlich von Frauen regiert. Doch kann auch 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts von politischer Parität keine Rede sein: Im Abgeordnetenhaus sind Frauen nur noch zu einem Drittel vertreten. In Bildung und Erwerbsleben holen sie zwar gegenüber den Männern auf. Aber nach wie vor sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienen weniger als Männer. Aktive Gleichstellungspolitik ist also nach wie vor nötig. Der Gender Datenreport ist eine wichtige Grundlage dafür."
Jörg Fidorra, Vorstand des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg: "Geschlechtergleichstellung betrifft alle Bereiche der Gesellschaft. Dafür liefert die amtliche Statistik eine wichtige umfassende Informationsgrundlage. Die Daten zeigen langfristige Entwicklungen und bieten die Möglichkeit bundesweiter Vergleiche."
Einzelne Ergebnisse im Ãœberblick:
Bildung und Ausbildung
In punkto Bildung liegen die Frauen vorn. 51 Prozent der Frauen und 49 Prozent der Männer zwischen 15 und 65 Jahren hatten 2016 die Fachhochschulreife bzw. Hochschulreife. Bei Fachhochschulabschluss bzw. Hochschulabschluss sind es 31 Prozent zu 30 Prozent. Besonders deutlich ist der Vorsprung der Frauen in der jüngeren Generation: In der Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen wiesen 42 Prozent der Frauen aber nur 37 Prozent der Männer einen (Fach-)Hochschulabschluss auf. An den Berliner Hochschulen stellten Frauen jeweils etwa die Hälfte derer, die 2016 erfolgreich promovierten oder sich durch eine Juniorprofessur für eine Lehrbefähigung qualifizierten. Bei den Professuren konnte Berlin mit einem Frauenanteil von 31 Prozent zwar erneut die Spitzenposition im Ländervergleich verteidigen, allerdings ist die Quote erstmals seit Jahren nicht weiter gestiegen. Der Senat unterstützt die Hochschulen unter anderem mit dem Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre (BCP), um mehr Professorinnen zu gewinnen.
Erwerbsleben und Einkommen
Die Erwerbstätigenquote ist 2016 bei beiden Geschlechtern spürbar gestiegen, bei den Frauen auf 69 Prozent und bei den Männern auf 74 Prozent. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist allerdings auch gewachsen. In Berlin sind Frauen mit Kindern mehrheitlich erwerbstätig. Auch die Erwerbstätigenquote der Alleinerziehenden hat sich 2016 erhöht (71 Prozent) - die überwiegende Mehrheit davon waren Frauen (88 Prozent).
Trotz steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen ist die Gleichstellung im Erwerbsleben längst nicht erreicht: Frauen arbeiten viel häufiger in Teilzeit als Männer (37 Prozent zu 18 Prozent). Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen verdienten durchschnittlich 2.780 Euro brutto im Monat. das sind 19,6 Prozent weniger als Männer mit 3.457 Euro. Die Gründe hierfür sind vielfältig: u.a. arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit und in niedriger entlohnten Branchen als Männer und sind seltener in Führungspositionen zu finden. Die geschlechtsspezifische Verdienstlücke schließt sich nur langsam. Sie lag 2015 bei 20,0 Prozent. Frauen dominieren vor allem in Berufen mit geringeren Durchschnittseinkommen wie im Gesundheits- und Sozialwesen (72 Prozent), verdienen aber auch dort 21 Prozent weniger als Männer. Die größten Verdienstunterschiede waren in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen zu verzeichnen (28,9 Prozent pro Monat).
Demografie und Lebensformen
Die Geburtenziffer lag bei 1,54 Kindern pro Frau – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung (Deutschland: 1,59 Kinder pro Frau). Von den Familien mit minderjährigen Kindern war mehr als die Hälfte der Eltern verheiratet. Der Anteil verheirateter Eltern mit minderjährigen Kindern ist 2016 erstmals wieder sehr (um drei Prozentpunkte) auf 54 Prozent gestiegen (Deutschland: 70 Prozent). Zugleich sank der Anteil der Alleinerziehenden auf 28 Prozent (Deutschland: 20 Prozent). Die große Mehrheit der Alleinerziehenden waren Frauen (89 Prozent).
Gesundheit
Die Lebenserwartung von Frauen ist um mehr als fünf Jahre höher als die der Männer – 83,2 Jahre für neugeborene Mädchen gegenüber 77,9 für Jungen. Dabei spielt auch das Gesundheitsverhalten eine Rolle. So nehmen Frauen deutlich häufiger als Männer kassenfinanzierte Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. Erstmals wurden Daten zu ausgewählten Berufsgruppen im Gesundheitswesen aufgenommen. Obwohl Frauen hier drei Viertel der Beschäftigten ausmachen, sind sie in den Leitungs- und Entscheidungspositionen stark unterrepräsentiert. In Berliner Krankenhäusern bspw. stellten Frauen 2016 knapp die Hälfte des ärztlichen Personals aber nur 18 Prozent der ärztlichen Leitungspositionen.
Gewalt gegen Frauen
2016 registrierte die Berliner Polizei 14.497 Fälle häuslicher Gewalt, sieben mehr als im Vorjahr. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Gewalthandlungen von Männern an Frauen. Um den Opfern von häuslicher Gewalt schnelle Hilfe bieten zu können, fördert der Berliner Senat die Beratungsstelle BIG-HOTLINE sowie sechs Frauenhäuser und 41 Zufluchtswohnungen.
Politische Partizipation
Nach den Wahlen im September 2016 sank der Frauenanteil im Berliner Abgeordnetenhaus von 35 Prozent auf 33 Prozent – und damit auf den niedrigsten Wert seit 15 Jahren. Auch in den Bezirksverordnetenversammlungen fiel die Quote auf nunmehr 39 Prozent. Auf Regierungsebene überwiegt hingegen erstmals die Zahl der Frauen: Dem Berliner Senat gehören neben dem Regierenden Bürgermeister sechs Senatorinnen und vier Senatoren an.
Der Gender Datenreport Berlin ist unter folgendem Link abrufbar: www.statistik-berlin-brandenburg.de
Mehr Infos zu den Gleichstellungsprogrammen, Beratungsstellen und Publikationen der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Abteilung Frauen und Gleichstellung: www.berlin.de/sen/frauen
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Berlin, Stadt der Frauen - Siebenter Gender Datenreport im August 2016 erschienen
Trotz Verbesserung im Einkommen sind Frauen besonders präkarisiert: unter den Alleinerziehenden sind Frauen in der überwältigenden Mehrheit und besonders von Armut bedroht. Trotz verbesserter Bildungschancen stehen ihnen nicht alle Karrierewege frei – die gläserne Decke wirkt nach wie vor. (2016)
Das FAZ-Ökonomen-Ranking - Blind Spot Ökonominnen
Die "F.A.Z.-Rangliste der Ökonomen: Deutschlands einflussreichste Ökonomen 2018" fragt: "Wer hat Gewicht in Medien, Forschung und Politik?" Untersucht wurde, welche Ökonom*innen von August 2017 bis Juli 2018 zu welchen Themen mit fachlichen Einschätzungen in den Medien genannt wurden. In ihrem Kommentar fragt PD Dr. Elke Holst, Forschungsdirektorin und Leiterin der Forschungsgruppe Gender Studies am DIW Berlin: Wo sind die Frauen? (2018)
DIW Managerinnen-Barometer 2017: Geschlechterquote zeigt erste Wirkung in Aufsichtsräten, Vorstände bleiben Männerdomänen
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DIW Berlin Führungskräfte-Monitor 2017 am 18. Juli erschienen
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Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Pressemitteilung vom 05.09.2018